Pfostenabstände bei Geländern: Was in der Schweiz erlaubt ist

07 Okt. 2025

Die Abstände zwischen den Pfosten eines Geländers sind nicht frei wählbar. In der Schweiz gelten klare SIA-Normen und statische Vorgaben, die von Material, Befestigung und Füllung abhängen. Üblich sind Pfostenabstände von rund 1,0 bis 1,2 Metern – bei stabilen Stahlgeländern auch bis 1,5 Meter. Erfahre, welche Faktoren die maximale Spannweite bestimmen und welche Werte für…

Ernst Herzog

Geländerspezialist

Bruestungsgelaender

Wer ein neues Geländer plant – ob auf dem Balkon, der Terrasse oder an einer Treppe – steht oft vor der Frage: Wie weit dürfen die Pfosten voneinander entfernt sein?
Die Antwort lautet: nicht ganz frei wählbar. Die Abstände zwischen den Pfosten werden durch verschiedene technische und gesetzliche Faktoren bestimmt.

1. Normen und Vorschriften

In der Schweiz gelten, ähnlich wie in der EU, klare Bau- und Sicherheitsnormen für Geländer.
Diese legen fest, welche Belastungen ein Geländer sicher aufnehmen muss, etwa:

  • Horizontale Kräfte (z. B. durch Anlehnen oder Stoßen)
  • Windlasten (besonders bei offenen Balkonen und Dachterrassen)
  • Anpralllasten (z. B. durch Personen)

Damit die erforderliche Stabilität erreicht wird, darf der Pfostenabstand eine bestimmte Länge nicht überschreiten.
In der Praxis liegt dieser meist bei:

  • ca. 1,0 bis 1,2 Metern,
  • in Ausnahmefällen (z. B. bei besonders stabilen Stahlprofilen) bis 1,5 Metern.

Die genauen Werte hängen von der jeweiligen Norm (z. B. SIA-Normen) und der konstruktiven Ausführung ab.

2. Material und Profilstärke

Ein wesentlicher Faktor ist das verwendete Material.
Denn jedes Material hat eine unterschiedliche Tragfähigkeit und Steifigkeit:

  • Stahlgeländer: erlauben meist grössere Abstände, da Stahl sehr formstabil ist.
  • Aluminiumgeländer: benötigen engere Abstände, weil das Material weicher ist.
  • Holzgeländer: hängen stark von Querschnitt und Holzart ab; meist eher kurze Spannweiten.
  • Glasgeländer: werden durch die Glasstärke und die Halterungen bestimmt – oft max. 1,2 m.

Auch die Profilstärke der Pfosten und Handläufe spielt eine Rolle: Dünnere Profile benötigen zusätzliche Pfosten zur Aussteifung.

3. Befestigung und Untergrund

Wie ein Pfosten montiert wird, beeinflusst die zulässigen Abstände erheblich:

  • Aufgesetzte Befestigung (auf der Bodenplatte): sehr stabil, meist grössere Spannweiten möglich.
  • Seitliche Befestigung: ebenfalls robust, aber abhängig von der Wandstärke.
  • Bodenhülsen oder Holzuntergründe: begrenzen die Spannweite, da die Verankerung weniger steif ist.

Auf Betonuntergründen können grössere Pfostenabstände realisiert werden als auf Holz oder Estrich.

4. Füllung des Geländers

Auch die Füllung zwischen den Pfosten spielt eine wichtige Rolle:

  • Glasfüllungen: Glasstärke und Halterungen bestimmen den maximalen Abstand (z. B. 1,2 m).
  • Stab- oder Staketenfüllungen: erfordern engere Abstände, damit sich die Stäbe nicht zu stark durchbiegen.
  • Blech- oder Paneelfüllungen: hängen von der Materialstärke und der Befestigung ab.

Empfohlene Pfostenabstände nach Material

Nachfolgende Werte dienen als praktische Orientierung für Planung und Angebotserstellung.
Die genauen Abstände müssen stets anhand der Statik und der geltenden Normen überprüft werden.

MaterialTypische PfostenabständeHinweise
Stahl1,2 – 1,5 mHohe Steifigkeit, möglich bei aufgesetzter Montage auf Beton.
Aluminium0,9 – 1,2 mWeicheres Material, abhängig von Profilstärke und Befestigung.
Holz0,8 – 1,0 mGeringere Tragfähigkeit, stark abhängig von Holzart und Dimension.
Glas (mit Pfosten)bis ca. 1,2 mGlasstärke und Halterungssystem entscheidend.
Vollglasgeländer (ohne Pfosten)Pfostenlos, daher andere statische Berechnung; Scheibenabstände nach Glasstatik.

Fazit

Die Abstände zwischen Geländerpfosten können nicht beliebig festgelegt werden.
Sie richten sich nach:

  • den Sicherheitsnormen (SIA, EN),
  • dem verwendeten Material,
  • der Bauweise und Befestigung,
  • sowie der Füllung des Geländers.

In der Praxis gilt:
Üblich sind 1,0 m bis 1,2 m, in Einzelfällen bis 1,5 m – vorausgesetzt, die Statik lässt es zu.